Kunden wichtiger als Fertigprodukt - Investoren aus den USA erklären Belgrader Start-ups, wie man gute Geschäftsideen profitabel macht

Quelle: eKapija Mittwoch, 20.05.2015. 16:56
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Podeli

(Bewohner des Gründerzentrums "ICT Hub")
Am Rand der Belgrader Parkanlage "Zvezdarska šuma", von der Hektik der Stadt entfernt, liegt der Forschungs- und Technologiepark Zvezdara aus Glas, Stahl und Beton, als Gegensatz zur umliegenden Natur. In der Mitte des Technologieparks ist das Gründerzentrum "ICT Hub", das eine wahre "Fundgrube" verbirgt - 45 begabte junge IT-Fachleute, die in 15 kleinen Start-ups geteilt sind, die hier Ideen fleißig entwickeln.

Sie haben sich bereits Vertretern des großen US-amerikanischen Investmentfonds "500 Startups" begegnet, die Belgrad im Rahmen einer dreiwöchigen Tour durch Evropa besuchen. Dominic Coryel und Selcuk Atli helfen jungen Unternehmern, die Marktpotenzial ihrer Ideen zu prüfen und ihnen zu zeigen, wie sie das gestartete Geschäft entwickeln können. Sie kamen gemeinsam mit dem Fondspartner Marvin Liao, der Belrad bereits besuchte und damals von der Stadt und "Pljeskavica" (Frikadelle aus Haackfleisch) begeistert wurde.

- Wäre ich ein junger Unternehmer, der einen Start-up in Serbien gründen würde, würde ich mich wahrscheinlich für den Tourismus entscheiden und versuchen, möglichst viel Touristen in diese Region anzuziehen. In die Region, weil die einzelne Märkte hier zu klein sind - erzählt Dominic Coryell in einem Interview für das Wirtschaftsportal "eKapija". - Es gibt viele Menschen in den USA, die nie für Belgrad gehört haben - füg er hinzu.

Coryell, Atli und Liao machten uns mit ihren bisherigen Erfahrungen mit Start-ups und gaben eine Reihe von Tipps für diejenigen, die in die Unternehmenswelt eintreten. Man sollte, ihrer Meinung nach, nicht von der Entwicklung des perfekten Produkts, sondern von der gründlichen Marktforschung ausgehen. Man muss zunächst prüfen, ob er Käufer für dieses Produkt finden kann. Workshops und Mentoringsitzungen, die sie gestern und heute im "ICT Hub" hielten, waren so orientiert. Start-ups sollten ihre Ideen und Produkte durch einen Test von 6 Schritten prüfen. Wenn ihre Idee die Prüfung besteht, bedeutet das, dass junge Unternehmen die Zeit und Energie nicht vergeblich verschwenden werden.

- Der größte Teil der Arbeit entfällt auf die Suche nach Kunden - behauptet der Investor Marvin Liao. - Zu viel Menschen konzentrieren sich darauf, ein perfektes Produkt zu entwickeln, überzeugt davon, dass dies das wichtigste ist. Das perfekte Produkt ist, meiner Meinung nach, der nächste Schritt. Der erste und der schwierigste ist die Suche nach Kunden, und viele Unternehmer fallen durch diese Prüfung.

Forschungs- und Technologiepark Zvezdara (FotoSaint Gobain Rigips Trophy 2013)Forschungs- und Technologiepark Zvezdara


Junges Alter und IT-Ausbildung sind hilfreich, aber nicht notwendig

Irgendwie ist es üblich geworden, die Gründung von Start-ups mit jungen IT-Fachleute zu verbinden. Alle drei Gäste von "eKapija" behaupten, dass so etwas nicht von größter Bedeutung für die erfolgreiche Existenzgründung seien. Das junge Alter und die technische Ausbildung seien aber hiflreich. Entscheidend dabei sei, laut ihren Worten, dass Teams ausgeglichen seien bzw. dass sie aus Mitarbeitern mit verschiedenen beruflichen Hintergründen bestehen. Jedes Programmiererteam brauche Mitarbeiter, die Kunden finden und durch Werbungen das Produkt sichtbar machen können. Gut verteilte Rollen innerhalb eines Teams seien, gemeinsam mit guten geschäftlichen Ideen, von größter Bedeutung für die Nachhaltigkeit eines Start-ups.

- Das junge Alter ist vorteilhaft nur, weil man ohne Erfahrung und den Komfort nicht gewohnt ist und deshalb das Risiko eingehen kann - erklär Selcuk Atli und fügt hinzu, dass sie bisher auch mit vielen älteren Existensgründern zusammengearbeitet haben. - Man wurde nicht zu lange und nicht zu viel bezahlt, und das könnte sich als vorteilhaft beim Start-up erwiesen.

- Jede Erfahrung aus dem Unternehmenssektor ist willkommen, und mit 22 und 23 ist das einfach nicht möglich - fügt Liao hinzu.


Keine Sprachbarriere
In zwei Tagen machten sich die Vertreter des Fonds "500 Startups" mit 6 Start-ups in "ICT Hub" bekannt. Ihre Eindrücke sind derzeit positiv. Sie haben großes Potenzial in Serbien für die Entwicklung von neuen Softwares in Serbien erkannt, vor allem in Hinsicht auf die Anzahl der hochgebildeten und begabten Fachleute in diesem Sektor, die "im Unterschied zu vielen anderen Teilen Europas" die englische Sprache gut beherrschen. Sie sind deshalb der Meinung, dass der serbische Markt ein großes Potenzial verbirgt.
- Wir haben gestern Mitgliedern eines Teams begegnet, das Back-End-Services bietet - erzählt Coryell. - Sie ermöglichen Ingenieuren, statt 25.000 oder 50.000 Zeilen Code nur 40 zu schreiben. Solche Services sind sehr hilfreich für Unternehmer und künftiger Existenzgründer, die ihre Geschäftsideen viel schneller und billiger entwickeln können. Wir haben großes Potenzial in dieser Idee erkannt.

Auf die Frage, einen Vergleich mit der Entwicklung von Start-ups in ihren Heimatländern zu machen, behaupteten die Gäste von "eKapija", dass immer weniger Amerikaner bereit seien, für große oder Staatsunternehmen zu arbeiten. Der Trend, eigener Boss zu sein, sei, laut ihren Worten, "ansteckend", vor allem weil man mit den erfolgreichen unternehmerischen Geschichten umgeben sei und ihre Vorteile immer mehr einsehe.
Der Investmentfonds "500 Startups" investierte bisher in mehr als in 1.000 Kleinunternehmen
- Wenn sie in diese Unternehmen investieren und hoffen, sie werden sich einmal zu Riesen entwickeln und sie werden viel Geld verdienen. Das ist sehr riskantes und herausforderndes Geschäft. Start-ups sind unsere Zukunft, sie bringen Innovationen, verändern bestehende Industrien und werden sich möglicherweise zu wichtigen Akteuren in diesen Sektoren in den folgenden 5-10 Jahren entwickeln. Wir investieren deshalb darin - erkärt Liao.
Perlen von "ICT Hub"

Unternehmen im Gründerzentrum "ICT Hub" sind noch immer wenig bekannt, erzählt der Programmdirektor Kosta Andrić dem Portal "eKapija".
- Milan Jerković und Petar Korda von der Elektrotechnischen Fakultät entwickeln gemeinsam mit ihren Kollegen eine sehr interessante Plattform namens "Thoril". Ich möchte euch auch auf Nenad Kosović aus dem Start-up "Adrenalin mapp" und Miloš Mirić und Biljana Đorđević und ihr Start-up "Field Skill" aufmersam machen. Das sind drei Unternehmen, die, meiner Meinung nach, die größten Fortschritte in den letzten 6 Monaten gemacht haben - glaubt Andrić.
"Thoril" ist eine Plattform für Teams, die Videospiele entwickeln. Jeder mit einer Idee kann sich auf der Webseite registrieren lassen und dort sein Team bilden. "Adrenaly mapp" entwickelt die Anwendung "Longboard Mapp" für Extremsportler, die ihnen bei der Suche nach idealen Orten für das Longboard-Fahren hilft. Sie möchen einmal alle Extremsportarten umfassen. Die Plattform "Field Skill" ist auf Unternehmen fokusiert, die Feldarbeiten durchführen, wie z. B. Bauunternehmen. Sie sollte ihre Koordination erleichtern und die Qualität der Interaktion mit Kunden erhöhen.
Nevena Cukućan
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