Das Besteck bestimmt den Geschmack
Charles Michel ist Koch-in-residence am Crossmodal Research Laboratory der Universität Oxford und er hat gerade eine Studie abgeschlossen, mit der er etwas Erstaunliches wie Kurioses herausfand: Mit schwerem Besteck schmeckt Essen besser.
Michel servierte 130 Leuten in einem Hotelrestaurant in Edinburgh die gleichen Speisen: Forelle mit Kartoffelpüree, Spinat und Kapern und braune Garnelenbutter. Die Hälfte bekam schweres Besteck—das noble—und die andere Hälfte aß mit dem billigen Zeug, das nur ein Drittel des Gewichts hatte.
Die Studienteilnehmer mit dem schweren Besteck waren im Durchschnitt gewillt, 15 Prozent mehr für ihr Essen zu bezahlen. Sie fanden, ihr Essen sei künstlerischer angerichtet und das Experiment zeigte, dass den Leuten, die das schwerere Besteck verwendeten, das Essen besser schmeckte als den anderen.
Michel glaubt, schwereres Besteck könnte die Aufmerksamkeit der Speisenden mehr auf sich ziehen, wodurch ihr Bewusstsein für das Essen steigt und sie es mehr genießen. Er sagte zu Wired: "Es ist interessant, wenn man sich vorstellt, dass schwereres Besteck uns achtsamer macht, ohne dass wir es bemerken."
Michel ist ein Gastrophysiker—das ist ein neues Feld, das es sicherlich noch nicht gegeben hat, als Oscar Wilde die Schulbank drückte. Wissenschaftler dieses Gebiets haben schon alle möglichen interessanten Fakten über Essen herausgefunden. Sie konnten beispielsweise beweisen, dass Hintergrundmusik einen Einfluss darauf hat, wie süß, salzig oder sauer wir Essen wahrnehmen. Wenn man aus runden Schüsseln isst, fühlt man sich voller. Und mit größeren Löffeln schöpft man sich größere Portionen.
All diese Experimente zeigen, wie unsere Erfahrungen und Erwartungen den Geschmack beeinflussen. Schon bevor das Essen unseren Gaumen streift, haben wir uns ein Urteil gefällt, meinen die ForscherInnen. Wer den "unverfälschten" Geschmack erleben möchte, für den bleibt wohl nur noch Augen zu und sich füttern lassen.