Natonaler Bildungsrat: Einführung der Informatik als Pflichtfach in Grundschulen ist derzeit nicht realistisch
Kein einziges Ratsmitglied habe gegen diese Initiative gesprochen, sagte Aleksandar Lipkovski, Vorsitzender des Nationalen Bildungsrats, sagte gegenüber dem Wirtschaftsportal "eKapija". Die Initiative sei, laut seinen Worten, gut, aber man müsse sicher sein, dass sie auch die entsprechende technische und finanzielle Unterstützung habe.
- Nach dem Vorschlag des Bildungsministeriums sollten wir das Modell "Bring dein eigenes Gerät" realisieren. Das bedeutet, dass Schüler ihre eigene PC zur Schule bringen müssen, und dass ist einfach nicht in Ordnung. Alle Kinder müssen gleiche Arbeitsbedingungen haben. Das kostet sehr viel, und die Schulen benötigen die finanzielle Unterstützung des Staates. Bis alle Schulen in Serbien einen Zugang zum Nationale Forschungs- und Bildungsnetzwerk der Republik Serbien (AMRES) bekommen und über einen sicheren, schnellen und kostenlosem Internetzugang, genug Computer und Lehrkräfte verfügen - was ihnen bis Dezember dieses Jahres versprochen wurde - ist die Umsetzung dieses Projekt nicht realistisch. Wir dürfen nicht erlauben, dass Schüler ihre eigenen Rechner nutzen müssen. Das Bildungssystem muss die technische Unterstützung für alle sichern - so Lipkovski.
Snežana Marković, Assistentin des Bildungsministers, gesteht, dass die Schulen für die Realisierung des Projekts nicht ideal ausgestattet seien, weist aber auch darauf hin, dass alle über entsprechende Räume verfügen, in denen der Informatikunterricht organisiert werde, Das Bildungsministerium sei, laut ihren Worten, davon ausgeganen, dass es viel wichtiger sei, die Gelegenheit, unseren Kindern die notwendigen Computerkenntnisse zu vermitteln, nicht zu verpassen.
- Das Programm ist flexibel, und verlangt nicht unbedingt die Arbeit an der Hardware. Schüler, die über eigene Geräte verfügen, könnten sie im Unterricht nutzen. Alle Schulen haben Schulzimmer für den Informatikunterricht, und mit einer guten Organisation, könnten wir das schaffen. Ideale Bedingungen gibt es nicht einmal in den reichtsn Ländern. Für uns war es wichtiger, dass Schüler nach einem modernen Programm ausgebildet werden, entsprechende Computerkenntnisse schon als Kinder erwerben, sogar wenn sie sich ein wenig bemühen müssen. Wir möchten nicht, dass noch eine Generation diese Chance verpasst.
Marković erinnerte daran, dass das Ministerium für Telekommunkation vor fünf Jahren alle Schulen mit sogenannten digitalen Schulzimmern im Rahmen des Programms "Digitale Schule" ausgestattet hat. Als der Wartungsvertrag nach 3 Jahren abgelaufen ist, kümmerten sich einige Schulen selbst um die Wartung, und andere nicht.
- Das Ministerium kann nicht selbst die Finanzierung sichern, das Problem muss systematisch von der Regierung gelöst werden. Ich glaube, dass sich etwas nach diesem "ernüchternden Schritt" verändern wird. Zum Preis eines stärkeren Computers lässt sich heutzutage das ganze Schulzimmer mit Tabletcomputer ausstatten. Wir müssen die Frage der Wartung systematisch lösen, um die bestehende Ausstattung zu bewahren, damit das nicht mehr von Einzelpersonen oder Kommunen abhängt. Wir wurden bisher von IKT-Unternehmen unterstützt. Die Frage der IT-Ausstattung von Schulen ist permanent offen. Die ganze Gesellschaft ist deshalb willkommen, zur Lösung dieses Problems und zur Modernisierung der Bildungsressourcen beizutragen.
- Wenn es sich heraustellt, dass es Ressourcen für die Einführung der Informatik als Pflichtfach unter gleichen Bedingungen für alle gibt, und dass Schulen ohne zusätzliche Investitionen den Informatikunterricht realisieren könne, könnte diese Initiative schon ab dem nächsten Schuljahr implementiert werden - so Lipkovski.
Das Bildungsministerium werde sein Bestes tun, um den Nationalen Bildungsrat davon zu überzeugen, dass diese Initiative in Bezug auf technische Bedingungen, Kompetenzen der Lehrer und der vorgesehenen Dynamik der Veränderungen nicht unrealistisch sei, obwohl sie sehr schnell von Experten des Bildungs- und Telekommunikationsministeriums vorbereitet und präsentiert worden sei, unterstreicht Marković.
Der Vorschlag, Informatik als Pflichtfach in Grundschulen einzuführen, wurde von zahlreichen IKT-Unternehmen begrüßt. Der IKT-Cluster der Vojvodina hat die Entscheidung des Bildungsrats in einem Twitter-Post mit folgenden Worten kommentiert: "Wir haben das gemeinsam versucht, wir werden daran weiterhin gemeinsam arbeiten." Prof. Dr. Irini Reljin, Assistentin des Ministers für Handel, Tourismus und Telekommunikation erklärte, dass sie einen noch radikaleren Vorschlag hätte. Sie erwarte die Einführung der Informatik von der ersten Klasse der Grundschule, um von Anfang an die algorithmische Denkweise bei Kindern zu entwickeln.
Auf die Notwendigkeit, das algorithmische Denken bei Kindern von Anfang an zu entwickeln, um entsprechende IT-Fachkräfte zu sichern, in Hinsicht darauf, dass die Informationstechnologie eine der größten Entwicklungschancen Serbiens darstellt, wurde während des vom "eKapija" veranstalteten Runden Tisches zum Theme "IT-Fachkräfte - Entwicklungspotenzial oder -hindernis" hingewiesen. Marković unterstrich dabei, dass unsere Kinder "Computer nutzen können, aber nicht digital kompetent sind". Eine Analyse, die im Vorjahr Schüler in der achten Klasse der Grundschulen in Serbine umfasste, erwies, dass 60% von ihnen die Fragen aus der Informatik nicht richtig beantworten konnten. 50% von ihnen haben Computer nie für das lernen genutzt, obwohl sie fünf Stunden tägleich an Arbeitstagen und sogar sieben an Wochenende vor dem Computer verbringen.
Der Nationale Bildungsrat ist aber der Meinung, dass Informatik bis auf weiteres ein Wahlfach bleiben sollte. Man wird nur seinen Inhalt modernisieren. Verändert sollten auch Lehrpläne der Fächer "Vom Spielzeug bis zum Rechner" (1-4. Klasse), Informatik und Computing (Wahlfach vom 5. bis 8. Klasse) und Informatik und Computing (Pflichtfach in Sekundärschulen) verändert werden.
I. Bezarević