Jeder vierte Unternehmer in Serbien ist jünger als 30 - Wie lässt sich Beschäftigung junger Menschen fördern?
Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer Analyse der wirtschaftlichen Eingliederung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die im Rahmen des Projekts "Netzwerk der Jugendfonds Westbalkans und der Türkei" der Stiftung "Ana i Vlade Divac" durchgeführt wurde.
Junge Menschen ins Serbien fürs Unternehmertum zu begeistern, versucht auch das Wirtschaftsforum der Jugendliche (PFM). Die Arbeit dieser Nichtregierungsorganisation ist, außerdem, auf die Verringerung der Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerichtet, erfahren wir von Marijana Marinkovic, Vorsitzender von PFM.
- Durch verschiedene Aktivitätten versuchen wir die Vernetzung von jungen Menschen, Unternehmen, Staaat und der akademischen Gemeinschaft zu fördern, um ein günstiges Klima für die Verselbstständigung und Existenzgründung zu schaffen. Wir möchten zur Hauptplattform für die Entwicklung des Unternehmertums von Jugendlichen in Serbien werden. Unsere Programme sind für junge Menschen vorgesehen, die ein eigenes Unternehmen gründen wollen oder das bereits getan haben - sagt sie gegenüber eKapija.
PFM veranstaltet, unter anderem, fünftägige Trainings für 60 Teilnehmer, die in 30 Teams mit Ideen für die Existenzgründung geteilt werden. Dafür engagieren sie 15 Mentoren aus der Welt des Unternehmertums. Im April und Dezember 2017 sollten neue Trainings veranstaltet werden, und das Formu will diese Praxis auch in den nächsten Jahren fortsetzen, so Marinkovic.
- Durch Zusammenarbeit mit Mentoren und Interaktion mit erfolgreichen Unternehmern geben wir Kursteilnehmern einen allumfassenden Überblick über notwendige Schritte für die Unternehmensgründung und -führung, sowie für einen guten Geschäftsplan. Sie können Vorlesungen der Experten aus Bereichen wie Marketing, Finanzen, Verkauf und Verwaltung höhren. Am letzten Trainingstag stellen sie ihre eigenen Ideen vor einer Jury vor, um ein klares Bild davon zu bekommen, wie weit sie während des Trainigs fortgeschritten sind. Sie erhalten zugleich das Feedback, was sie zusätzlich verbessern könnten - sagt Marinkovic und fügt hinzu, dass sich 120 junge Menschen bereits für diese Ausbildung entschieden hätten. 30% von ihnen hätten, laut ihren Worten, ein eigenes Unternehmen gegründet.
Die erwähnte Forschung des Netzwerks der Jugendfonds Westbalkans, die den Zeitraum von 2008 bis 2015 und Menschen im Alter von 15-30 Jahre umfasste, erwies auch einen positiven Trend, wenn es um die Selbstbeschäftigung von jungen Menschen in Serbien geht. Fast 11% der jungen Berufstätigen, haben auf diese Weise einen Job gefunden.
PFM erinnert daran, dass sie in erster Linie auf die Selbstbeschäftigung fokussiert seien. Das Ziel der Ausbildung sei, laut Worten von Marinkovic, dass junge Menschen für die Gründung ihrer eigenen Unternehmen befähigt werden, und nicht dass sie nach dem Training den Job bei anderen Arbeitgebern suchen.
Nach Angaben der Agentur für Arbeit der Republik Serbien gab es 618.048 Arbeitslosen im Alter zwischen 15 und 30 Jahre im Dezember 2016. Dabei muss aber auch die Tatsache berücksichtigt werden, dass es keine Angaben für junge Menschen gibt, die bei der Agentur für Arbeit nicht registriert sind, sowie, dass fast jeder fünfte Berufstätige unter 30 Jahre schwarzarbeitet.
Was ist am schwierigsten?
Das Netzwerk der Jugendfonds bmerkte das Bedürfnis, Effekte der Programme und Maßnahmen zur Förderung der Beschäftigung und der Beschäftigungsmöglichkeiten von jungen Menschen zu beurteilen und analysieren, um sie noch effizienter und besser zu machen.
Eine Analyse dieser Art wurde 2016 vom Institut für Wirtschaftsforschung in Belgrad durchgeführt. Sie haben den Schwerpunkt auf den Rechtsrahmen für die IKT-Branche, kreative Industrien und Landwirtschaft als die aussichtsreichste Sektoren gelegt und dabei die Maßnahmen zur Vereinfachung des Geschäftsumfelds für junge Unternehmer vorgeschlagen.
Die unterentwickelte Unternehmenskultur und das entmutigende Geschäftsumfeld, das Fehlen an notwendigen unternehmerischen Kenntnissen und Fähigkeiten, an notwendigen Finanzmitteln, die hohe Steuerbelastung und das Bedürfnis nach der Betreuung wurden als allgemeine Probleme für die Entwicklung des Unternehmertums identifiziert. Allgemeine Empfehlungen zur Lösung dieser Probleme sind die Förderung der Innovationskraft der Wirtschaft, Veränderung des traditionellen Systems für das Wissenschafts- und Innovationsmanagement, ERhöhung der Investitionen in den Wissenschafts- und Forschungssektor, Erhöhung der Relevanz der wissenschaftlichen Forschung für die wirtschaftliche Entwicklung, Entwicklung von konjunkturfördernden Finanzierungsmechanismen und des institutionellen Rahmens für die Verbindung von Wissenschaft und Wirtschaft, die Erweiterung der Kapazitäten der zsutändigen Institutionen, sowie die Modernisierung und Verbesserung der Ausbildung für Unternehmer und die Umsetzung des Programms zur Förderung von Schülerunternehmen.
Das Programm zur Förderung von Schülerunternehmen in Sekundärschulen in Serbien wird seit einigen Jahren von der Organisation "Dostignuca Mladih" (dt. Errungenschaften der jungen Menschen) umgesetzt. Rund 220 Sekundärschulen nahmen an diesem Programm mit fast 150 Schülerunternehmen teil, erfährt das Portal eKapija von Nemanja Glavinic aus dieser Organisation. Bis 2020 sollten Schülerunternehmen, laut seinen Worten, in allen Sekundärschulen in Serbien gegrndet werden.
- Schüler gründen Unternehmen in ihren Schulen, sie treffen alle Entscheidungen, produzieren, planen und tun alles, was man in einem Unternehmen üblich tut. Abhängig von der Branche bringen sie ihre Produkte auf den Markt - erzählt Glavinic.
Sie erzeugen, bieten verschiedene Dienstleistungen usw. Es handelt sich oft um Lebensmittel, Kosmetika, Schmuck, aber auch um Softwares, IT-Services, Kurse...
- Zwischen 70.000 und 80.000 Schüler haben bisher bei unserem Programm mitgemacht. Wir können leider nicht präzis sagen, wie viele von ihnen Unternehmer geworden sind, weil es noch zu früh für solche Analysen geht - sagt Glavinic und fügt hinzu, dass bisherige Umfragen zeigen, dass bis 83% Programmteilnehmer Geschäfte machen wollen, und sogar 94% sich als Unternehmer vorstellen können.
Schülerunternehmen gibt es sowohl in Berufsschulen als auch auf Gymnasien. Schüler können dort ihre unternehmerischen Fähigkeiten entwickeln und sich schon in der Schule mit allen Schwierigkeiten und Hindernissen für Unternehmen bekannt machen.
Im Unterschied zu Schülerunternehmen, die sowohl in Berufsschulen als auch auf Gymnasien gegründet werden, fokussiert sich der Plan der Regierung Serbiens zur Einführung der dualen Ausbildung auschließlich auf Berufsschulen. Vierzehn Berufsschulen boten im Vorjahr die duale Ausbildung. Nach dem neuen Modell werden dort Schlosser-Schweißer, Elektriker, Industriemechaniker sowie Fachkräfte für die Möbelindustrie ausgebildet. Bis Septembe 2017, wenn dieses Konzept im Bildungssystem offizell implementiert werden sollte, wird man weitere sechs Berufsprofile bieten: Gießer-Former, Logistik- und Speditionsfachkräfte, Kfz-Mechaniker, Elektroinstallateur und Schiffsbauer.
Subventionen für die Beschäftigung von Jugendlichen 2017
Das letzte Jahr 2016 wurde in Serbien zum Jahr des Unternehmertums erklärt. Anfang 2017 begann das Jahrzehnt des Unternehmertus, in dem man Unternehmern insgesamt 12,5 Milliarden Dinar durch verschiedene Förderprogramme zur Verfügung stellen wird, damit sie neue Arbeitsstellen schaffen.
Der Nationale Aktionsplan für Beschäftigung sieht rund 3,3 Milliarden Dinar für verschiedene Fördermaßnahmen 2017 vor. Die Agentur für Arbeit hat am 7. Februar Subventionen für die Selbstbeschäftigung sowie für die Beschäftigung von bestimmten Bevölkerungsgruppen (Jugendliche und junge Erwachsene unter 30 Jahren, ohne oder mit niedrigen Qualifikationen, Jugendliche, die nach dem Job mehr als ein Jahr suchen, Kinder von gefallenen Soldaten oder Kinder ohne elterliche Betreuung) geboten.
Katarina Stevanović