David Banjai, Direktor von "Ball Packaging" Belgrad - Wir sind krisenfest
(David Banjai)
Sie werden 2010 als Jahr der rekordhohen Produktion (771 Mio. Getränkdosen) und der Investition im Wert von 35 Mio. Euro in Erinnerung behalten. Die Anlage zur Herstellung von Getränkdosen im bestehenden Werk in Zemun, deren Montage im Dezember 2010 gestartet wurde, sollte, Ankündigungen der Zuständigen in "Ball Packaging" zufolge, am 15. April dieses Jahres in Betrieb genommen werden.
"Ball Packaging Europe", Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Unternehmens "Ball Corporation", stieg 2004 in den serbischen Markt mit damals größter Greenfield-Investition ein. Man hat 65 Mio. Euro in den Bau des ersten Werks investiert und 150 Mitarbeiter eingestellt. Über die neue Produktionsanlage in Serbien, angekündigte Erschließung des russischen Marktes, Recycling und Geschäftsumfeld in Serbien haben wir mit David Banjai, Direktor des Unternehmens "Ball Packaging" gesprochen.
eKapija: Sie haben die Inbetriebnahme einer neuen Anlage zur Herstellung von Getränkdosen für den April angekündigt. Über welche Kapazitäten werdet ihr nach der Realisierung dieser Investition verfügen?
- In diesem Investitionszyklus wollen wir die Produktion von Getränkdosen erweitern. Bestehende Produktionskapazitäten sollten verdoppelt bzw. auf 1,6 Mrd. Tonnen Getränkdosen jährlich erhoben werden. Durch Investition im Wert von 35 Mio. Euro schaffen wir 40 neue Arbeitsplätze.
eKapija: Die neue Produktionsanlage sollte, dem ursprünglichen Plan zufolge, in Polen montiert werden. Warum habt ihr euch für Belgrad entschieden?
- Seit dem Einstieg in den serbischen Markt 2004 war es kein Geheimnis, dass wir hier zwei Produktionsanlagen für Getränkdosen bauen wollen. Wir mussten nur auf die beste Zeit dafür warten. Wir sind eng verbunden mit Bedürfnissen unserer Kunden und erweitern unser Geschäft im Einklang mit ihren Interessen. Wir haben 2008 das große Wachstum in Osteuropa bzw. im Baltikum erwartet und deshalb die Erweiterung unserer Kapazitäten in Polen geplant. Nachdem sich der südosteuropäische Markt als erheblich attraktiver erwiesen hat, veränderten wir unser Plan. Belgrad ist unser südosteuropäischer Sitz und das Zentrum der ganzen Region und dadurch die logische Wahl für die Montage der neuen Anlage.
eKapija: Sie haben früher eine Anlage zur Herstellung von Deckeln für Getränkdosen angekündigt. Seid ihr noch immer bereit, diese Investition in Serbien zu realisieren?
- Wir verfügen momentan über zwei Anlagen zur Herstellung von Deckeln in Europa, bzw. in Deutschland und Großbritannien. Die dritte wird gewiß in Belgrad verwirklicht. Es fällt einem noch immer sehr schwer, präzisere Fristen festzusetzen, weil alles von den Entwicklungen am Markt abhängt. Wenn die Nachfrage das erwünschte Niveau erreicht, können wir mit dem Bau einer neuen Anlage beginnen.
eKapija: "Ball Packaging" Belgrad war von Anfang an exportorientiertes Unternehmen. Werden sie diesem Trend nach der Erweiterung der Kapazitätn treu bleiben?
- Wir waren und werden weiterhin exportorientiert bleiben. Das Werk in Belgrad ist unser Zentrum für Südosteuropa bzw. für die ganze Region. Wir haben bisher 80-95% der Produktion ausgeführt. Dasselbe gilt für die neue Anlage. Das ungenügende Wachstum des serbischen Marktes erlaubt uns nicht, auf diesen Markt ausschließlich zu konzentrieren.
eKapija: Wie wichtig waren "Ball Packaging" Freihandelsabkommen, welche Serbien mit Russland, Weißrussland, der Türkei und Kasachstan abgeschlossen hat?
- Sehr wichtig. Gute wirtschaftliche Beziehungen mit dem Ausland erleichtern uns die Erschließung von neuen Märkten. Wir haben im Vorjahr die ersten Kontigenten aus Belgrad an Kunden in Russland und der Türkei geliefert. Von großer Bedeutung dabei sind die Transportkosten, die wir auch für die Luft in leeren Getränkdosen trage müssen. Je näher wir unseren Kunden sind, desto geringer sind unsere Kosten.
eKapija: Gibt es Pläne zur Eröffnung eines Werks in Russland?
- Der Export nach Russland ist der erste Schritt für "Ball Packaging". Wir wollen den Absatz an diesem Markt allmählich erhöhen, damit sich Kunden an unsere Erzeugnisse und wir an dortige Bedingungen gewöhnen können. Erst ab 2013 werden wir eine Fabrik in Russland eröffnen.
eKapija: Sind Sie mit Ergebnissen im Jahre 2010 zufrieden?
- Mit den geschäftlichen Resultaten 2010 können wir nur zufrieden sein - sowohl in Serbien als auch in ganz Europa. Uns ist gelungen, den Absatz zu erhöhen und unseren Anteil am europäischen Markt bis 32% zu erweitern. Wir haben uns als stabiler und zweitgrößter Lieferant in diesem Sektor in Europa erwiesen. Unser Werk in Serbien hat im Vorjahr rekordhohe Produktion und den Absatz verzeichnet - 771 Mio. Getränkdosen. Uns ist gelungen den Rekord aus dem Jahre 2007 von 763 Mio. t zu schlagen. Wir hatten im Vorjahr den Rückgang aus dem Jahre 2008 kompensiert. Das, was wir im operativen Plan 2007 für 2009 geplant hatten, erzielten wir 2010, nur ein Jahr später als geplant. Die Krise hat unsere Wachstumsrate beeinträchtigt, aber wir wurden von dem Rückgang verschont. Unser Sektor war nicht immun, hat sich aber als krisenfest erwiesen.
eKapija: In welchem Maß hat die Regierung Serbiens ausländischen Investoren durch Steuererleichterungen und Bemühungen um die Verbesserung des Geschäftsumfelds geholfen? Auf welche Probleme stoßen Sie noch immer bei der Ausübung ihrer geschäftlichen Tätigkeit in Serbien?
- Steuererleichterungen gehören zu den guten Maßnahmen, aber mit dem kurzfristigen Effekt. Sie sind nie entscheidend für seriöse Investoren mit langfristigen Plänen. Viel wichtiger sind, meiner Meinung nach, das allgemeine Investitionsklima und Geschäftsumfeld, rechtliche Sicherheit und politische Stabilität. Unklare und häufig veränderte Regeln machen jeden Unternehmer unsicher.
Bevor wir uns für die Investition in Serbien entschieden, haben wir die Situation im Land und am Markt gründlich erforscht, um jede Überraschung zu vermeiden. Wir haben genau gewußt, wo wir angekommen ist und was wir hier tun sollen, um uns anzupassen und unsere geschäftliche Ziele zu realisieren. Mit der bisherigen Zusammenarbeit mit serbischen Behörden sind wir vorwiegend zufrieden. Ich kann kein einziges Problem nennen, das wir nicht lösen konnten. Man war immer bereit, unseren Forderungen entgegenzukommen, aber die unentsprechende Qualifizierung und ungenügende Erfahrung von Zuständigen haben die Lösung mancher Probleme etwa verlängert.
eKapija: Wer sind euere Kunden in Serbien?
- Wir arbeiten mit den meisten Brauereien: "Ujedinjene srpske pivare" (Vereinigte serbische Brauereien), "Apatinska pivara", "Carlsberg", sowie mit großen Herstellern von Obstsäften und Erfrischungsgetränken "Coca Cola", "Pepsi", "Nectar", "Knjaz Miloš" u.a. zusammen. Zu unseren Kunden gehören viele kleinere Hersteller von noch nicht etablieten Marken, die durch Anwendung von Getränkdosen ihre Position am Markt befästigen wollen.
eKapija: Ende des letzten Jahres hat man einen Unternehmerklub in Inđija gegründet. "Ball Packaging" ist Mitglied dieses Klubs. Was für eine Rolle spielt ihr dort?
- Wir sind Mitglieder mehrerer Organisationen in Serbien, weil wir an der Entwicklung der Gesellschaft interessiert sind. In einer Umgebung, in welcher allen schlecht geht, kann man sich einfach nicht wohl fühlen. Nur die ausgeglichene Entwicklung aller Regionen kann das Wohlsein des ganzen Landes sichern. Inđija gehört zu Gemeinden, die große Fortschritte in der Verbesserung des Geschäftsumfelds gemacht hat und wir wollten ihr dabei helfen.
Unser Partner, "Terra Production", betreibt eine Abfüllanlage für kleine Getränkehersteller in Inđija, in welcher unsere Dosen verbraucht werden. Kleinere Getränkehersteller waren von großer Bedeutung für uns bei der Erschließung dieses Marktes 2005. Getränkdosen waren hier damals nicht genug bekannt. Kleine Unternehmen können sich ziemlich schnell zu Riesen entwickeln. Wie z.B. "Red Bull", das vor zehn Jahren als Kleinunternehmen gestartet hat und heute fast 5 Mrd. Getränkdosen jährlich verkauft. Wir arbeiten mit großen Unternehmen zusammen, suchen aber gleichzeitig nach einem neuen "Red Bull".
eKapija: Zum System "Ball Packaging Beograd" gehört auch das unternehmen "Recan". Gibt es Fortschritte, wenn es um das Sammeln und Recyceln von Altmetall geht?
- Als "Recan" seine Tätigkeit 2005 aufgenommen hatte, mussten wir uns zunächst um die Organisation des Sammelns kümmern, weil alle Getränkdosen auf Deponien abgelagert worden waren. Durch den Ausbau eines Netzwerks haben wir die kontinuierliche Versorgung mit Getränkdosen gesichert. Wir kaufen sie von unseren Lieferanten an, bearbeiten sie und lassen sie von Aluminiumherstellern schmelzen. So hergstellter Rohstoff wird in unserem Werk in Zemung verarbeitet. Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir die primäre Selektion einführen bzw. alle Bürger zur Mülltrennung motivieren. Um die Jugendliche darin zu unterweisen, gründeten wir noch 2005 den "Recan Fonds" als eine unprofitable Ausbildungsorganisation, spezialisiert auf den Umweltschutz und das Recycling mit dem Akzent auf Alu-Getränkdosen.
eKapija: Sie sind an der Spitze des Vorstand von "Sekopak", das der verantwortlichen Entsorgung von Verpackungsabfällen besteht. Was meinen Sie vom neuen Gesetz über Verpackung und Verpackungsabfällen?
- Es handelt sich um äußerst wichtiges Geset, durch welches man schließlich das Prinzip des "Platz-Verschmutzers". Endlich ist es bekannt, wer für die Entsorgung von Verpackungen verantwortlich ist: Hersteller. Er muss einen Teil von Verpackungsabfällen recyceln und verwerten lassen. Jenen, die gegen diese Regeln verstoßen, droht man mit hohen Geldstrafen.
eKapija: Wie sehen Entwicklungspläne von "Ball Packaging" für 2011 aus?
- Es handelt sich um ein Übergangsjahr für uns. Wir wollen die bisherige Leistung der ersten Anlage bewahren und parallel dazu die zweite installieren und erproben. Bisherige Ergebnisse dürften einfach nicht durch Konzentration auf den zweiten Teil bedroht werden. Unsere Kapazittäen sollten bis 2012 das Maximum erreichen.
S.O.