Giovanni de Filippis, CEO von Fiat Automobili Srbija - Wir investieren 940 Mio. Euro bis Ende 2011
(Giovanni de Filippis)
Wir haben bisher 150 Mio. Euro in die Rekonstruktion der Fabrik investiert und daran fast 150 Unternehmen und Zulieferer aus Serbien engagiert. Viele Parameter weisen darauf hin, dass es um eine riesengroße Unternehmung geht - als ob wir eine ganz neue Städt errichten würden. Der größte Teil haben wir in den vergangenen Woche erledigt. Unsere Experten haben die neue Ausstattung für die Fabrik in Kragujevac bei Herstellern in Italien, Deutschland und Japan ausgesucht. Ich habe in den letzten Tagen Verträge über den Erwerb von Maschinen im Wert von 400 Mio. Euro unterzeichnet. Es handelt sich um die modernste Ausstattung für die Automobilindustrie in der Welt.
Mit diesen Worten hat Giovanni de Filippis, CEO des Unternehmens "Fiat automobili Srbija" die ersten größeren Schritten beim Bau des italienisch-serbischen Automobilwerks in einem Interview für die Belgrader Tageszeitung "Novosti" beschrieben. Bis Ende dieses Jahres sollten 940 Mio. Euro in das Werk investiert werden, fügte er hinzu.
Kann man jetzt mit Sicherheit sagen, dass das neue Modell bis Ende des Jahres auf den Markt gebraucht werden kann? Man hat bisher die Herstellung des zweiten Models erst für ein Jahr danach angekündigt?
- Im vierten Quartal dieses Jahres werden wir beide Modelle (mit fünf und sieben Sitzen) auf den Markt bringen. Wir sind sicher, ein wettbewerbsfähiges Produkt für den internationalen Markt entwickelt zu haben und rechnen bereits mit dem Export von 95% jährlicher Produktion.
Wir haben gehört, dass die Kapazitäten in manchen Anlagen für die Herstellung bis zu 500.000 Autos jährlich projektiert werden.
- Wir wollen jetzt ein Automobilwerk mit der Kapazität von 200.000 Autos jährlich bauen. Die Fabrik wird aber so projektiert, dass sich die Produktion problemlos auf 300.000 Autos jährlich steigern lässt.
Was wird momentan gebaut und welche Anlagen haben absoluten Vorrang, wenn es um die Modernisierung geht?
- Wir rekonstruieren momentan 400.000 m2 Gewerberaums und das ist eine riesengroße Aufgabe für uns. In manchen Fällen wäre es einfacher gewesen, ganz neue Objekte zu bauen. Die Hallen, gebaut in den Fünfziger- und Siebzigerjahren des 20. Jahrhunderts müssen in Einklang mit den höchsten Normen der modernen Automobilindustrie gebracht werden. Wir bauen eine moderne Fabrik, die Schritt mit den modernsten Fabriken der Gruppe halten kann. Eine der ersten und teuersten Investitioen ist sicher die Rekonstruktion der Läckiererei, die in drei Monaten beginnt.
Wann werdet ihr neue Mitarbeiter einstellen?
- Jeden Monat werden wir eine neue Gruppe von Mitarbeitern einstellen - insgesamt 2.433 bis 2012. Wir versuchen jetzt ihre Fähigkeiten und Qualifikation zu erhöhen - im Einklang mit dem internationalen Niveau. Wir haben hier vor zwei Jahren auf hoch motivierte und fleißige Arbeiter gestoßen, die aber viel nachzuholen hatten. Wir haben viele Seminare und Trainings veranstaltet, um die Lücken aus den vergangenen zwanzig Jahren zu überbrücken.
Sie arbeiten momentan mit 150 Zulieferern aus Serbien. Was sind ihre Aufgaben?
- Außer Unternehmen, die an der Rekonstruktion vor Ort arbeiten, gibt es auch viele Zulieferer. Zu viel um hier aufgezählt zu werden. Wenn ich sage, dass wir Container und Paletten von serbischen Herstellern gekauft haben, scheint es als nicht erwähnenswert, aber es handelt sich um millionenschwere Verträge.
Und wie sieht die Zusammenarbeit mit Lieferanten von Ersatzteilen aus und wann kommen euere italienischen Zulieferer an?
- Vor drei bis vier Jahren waren nur wenige Unternehmen in Serbien in der Lage, am internationalen Markt zu kämpfen. Die Situation hat sich inzwischen mehrfah verbessert. Die meisten sollten als Zulieferer unserer internationalen Unternehmen engagiert werden, deren Anlagen bis Ende des Jahres auf dem Gelände der Kaserne in Grošnica zu bauen sind. Wir sind mit dem Standort zufrieden, weil er nur einige hundert Meter vom Fabrikhof entfernt ist. Der "Supplier Park" sollte mit sechs-sieben italienischer und anderer Unternehmen beginnen.
"Punto", Export und geringere Subventionen?
- Uns ist gelungen, mit diesem Modell 30% des Pkw-Marktes in Serbien zu decken. "Punto" ist weiterhin der preiswerteste Pkw am Markt. Wir haben mit dem Export nach Nordafrika und Osteuropa begonnen. Von großer Bedeutung ist die Erweiterung des Verkaufs- und Servicenetzes, das beim Export von neuen Modellen (Crysler Freemont z.B) genutzt werden sollte.
- Wir machen uns keine Sorgen um geringere Subventionen. Wir haben uns über die Senkung der Zinsen in den nächsten sieben Jahren auf 4,25% geeinigt und zugleich die Garantie von zwei auf drei Jahre verlängert. Wir sind momentan der einzige Hersteller in Serbien, der die Pannenhilfe bieten kann. Zum ersten Mal nach zwei Jahrzehnten verzeichnete Serbien, dank unserem Modell, eine Erhöhung des Exports von Autos. Und das ist nur die Einführung in die Veränderungen, die mit dem Export von neuen Modellen, stattfinden werden.
An der Automobilmesse in Belgrad
An der nächsten Automobilmesse in Belgrad werden wir zum ersten Mal das ganze Programm ausstellen - von den kleinsten Fiat-Modell bis Geländewagen - kündigt Giovanni de Filippis an.
- "Lancija Ypsilon", "Fiat 500" mit dem völlig neuen Motor, neue "Grand Cherokee" und "Guiletta" mit einem Motor von 140 PS - das sind unsere Hits für die bevorstehenden Messe.
Kragujevac als Zentrum Serbiens
Sie verbringen in Kragujevac mindestens zwei Tage wochentlich?
- Es kommt mir vor, dass wir Kragujevac in das Entwicklungszentrum Serbiens verwandelt haben, aber auch, dass private Investoren noch immer zurückgezogen sind.
(Anmerkung: Artikel übernommen aus der Tageszeitung "Novosti" vom 31.01.2011)