U.S.Steel zieht sich aus Europa zurück?
Der amerikanische Stahlkonzern US Steel will sich offenbar von seinem Werk in Kosice in der Ostslowakei trennen. Ein Sprecher des Werks bestätigt gegenüber dem WirtschaftsBlatt, Interesse von potenziellen Investoren erhalten zu haben; Namen werden nicht bekannt gegeben. Dass dem Werk in Kosice das gleiche Schicksal droht wie dem früheren US Steel-Werk in Serbien, stellt der Sprecher in Abrede. Trotz der wirtschaftlich herausfordernden Situation in Europa sei das Werk in der Slowakei viel besser hinsichtlich Produktmix, Marktzugang und Kostensituation positioniert als das ehemalige Werk in Serbien.
Das Werk im ostslowakischen Kosice fuhr 2011 einen operativen Verlust von 17,7 Millionen € ein. Der Nettoverlust betrug zwei Millionen €. Die höheren Kosten für Rohstoffe und Energie sowie Kosten im Zusammenhang mit CO2 Zertifikaten, die an Wert verloren haben, hätten die günstigeren Verkaufserlöse zunichtegemacht, so der Geschäftsbericht 2011. Anhaltend schwierig sei auch das wirtschaftliche Umfeld in Europa gewesen. Der Nachfragerückgang in der zweiten Jahreshälfte führte zu einem Produktionsrückgang.
Im heurigen Frühjahr wurde der Abbau von 1655 Arbeitsplätzen bis 2015 angekündigt. Mit 11.000 Mitarbeitern ist US Steel Kosice eines der größten Unternehmen der Slowakei. Bis 2010 profitierte der Konzern in der Slowakei von Steuerbefreiungen, die in Summe 430 Millionen $ausgemacht haben sollen.
Mitte Oktober hat der Weltstahlverband angesichts der Unsicherheiten wegen der Eurokrise und des schwächer werdenden Wachstums in China seine Prognosen nach unten korrigiert. Im April rechnete der Verband noch mit einem Wachstum des weltweiten Stahlverbrauchs von 3,6 Prozent. Jetzt sollen es heuer nur 2,1 Prozent sein. 2013 soll der Verbrauch um 3,2 statt 4,5 Prozent auf 1455 Milliarden Tonnen steigen. Besonders negativ sei der Ausblick für Europa. Dort beeinträchtige die Eurokrise die Stahlwirtschaft schwer.