Zorica Selaković, Inhaberin des Konditoreibetriebs "Dessert" - Es ist nie zu spät für einen neuen Anfang
(Zorica Selaković)
Das Haus ihrer Eltern war immer voll von Kuchen. Ihre Mutter hat "Tonnen" von Torten, Kuchen und Keksen gebacken. Sie hat die Gabe von ihrer Mutter geerbt, aber nicht ihre Begeisterung fürs Kneten und Backen. Aber seit dem Tag, als sie nach der zehnjährigen Kariere im Gastgewerbe, in ihrem 30. Lebensjahr, das private Geschäft mit Torten und Kuchen gestartet hat, erinnert sie sich täglich an die Worten ihrer Mutter: "Oh, du wirst Kuchen backen und sogar fragen, ob es noch etwas zu backen gibt".
Mit der Ausdauer und Kraft einer Dragon-Lady gelang es Zorica Selaković, Inhaberin des Konditoreibetriebs "Dessert", sich von einem schüchternen fünfzehnjährigen Mädchen aus der Provinz, die das Großstadtleben befürchtete, durch Gedulud und Wagemut für neue Anfänge, zum Botschafterin des Frauenunternehmertums zu entwickeln und mit dem Preis "Start up" in Brüssel ausgezeichnet zu werden.
Pionier des privaten Konditoreibusiness in Serbien, wagemutig und unternehmungslustig, lernte sie noch im frühen Lebensalter, dass das Leben Kampf ist, dass die Ausdauer und Arbeit das beste Erfolgsrezept sind sowie dass "es nichts gibt, was eine schlaue und mutige Frau nicht realisieren kann".
Kreativer Konditor
Ihr Kindertraum, Modedesignerin zu werden, ging aus Angst nicht in Erfüllung. Beängstigt war das fünfzehnjährige Mädchen aus der Provinz von der Hauptstadt Belgrad, wo sie die Designerschule besuchte. Sie erinnert sich daran, von der Siedlung Šumice bis Medak, wo sich die Schule befand, zu Fuß zu gehen, weil sie das öffentliche Verkehr aus Angst nicht nutzen durfte. Als sie sich nach einigen Monaten an die Hektik der Großstadt nicht gewohnte, kehrte sie nach ihrem Geburtsstadt Čačak und startete die Fachschule für Gastgewerbe. Sie erlernte ihren Beruf in Makarska (Kroatien), wo sie jeden Sommer Praktikum machte und ihre Fähigkeiten im Hotelunternehmen "Morava" in Čačak zur Perfektion gebracht.
(Aus dem Angebot der Konditorei "Dessert")
- Ich habe alles getan, alles was die Geschäftsleiter von mir verlangt haben. Ich war als Kellnerin eingestellt, habe aber mich nicht geschaut, Kollegen in Bar, Rezeption oder Küche zu ersetzen, als Hilfsarbeiterin zu arbeiten. Mir hat nichts schwer gefallen. Ich habe in "Morava" jede Stelle, außer dem Amt des Direktors, probiert.
Ihre Kreativität kommt heute in Torten unterschiedlichster Formen und Farben zum Ausdruck. Es gebe, laut ihr, keine Geschichte und Idee, die sie mit ihren Mitarbeitern in "Dessert" nicht erzählen bzw. mit Hlfe von Torten und Kuchen verbildlichen kann.
Ihr erster Kampf
Sie heiratete in ihren frühen Zwanzigerjahren und bald bekam Kinder. Man könnte sagen, dass sie eine Familie veloren und andere gewonnen hat. Bis ihr 30. Lebensjahr waren ihre beide Eltern tot und sie startete "den Kampf mit Leben". Man musste sich um Bauernhof, Vieh und alles Vererbte kümmern.
- Das hat mich stärker gemacht. Zwei kleine Kinder, Beruf, Bauernhof. Meine Schwester und ich haben alles allein gemacht. Man stößt auf die Realität, kämpft mit dem Leben, hat niemanden um Rat zu fragen oder sich zu beschweren. Du entscheidest selbst, machst Fehler selbst, lobs und ermutigst du selbst, wenn etwas gut geht.
Sie wagte damals, ein privates Geschäfts zu starten. Die Neunzigerjahren sind heute für UNO-Embargo, Inflation und Mangel bekannt und sie hat eben dann die Produktion aufgenommen. Sie ging in einen sechs Monatigen, unbezahlten Urlaub und den ersten Schritt gemacht.
Mutter als Vorbild
Sie entdeckte die süße Welt der Torten und Kuchen fast zufällig. Sie erinnert sich noch immer an den wunderschönen Duft der Kuchen aus der Küche ihrer Mutter, von der sie die Gabe vererbt hat.
- Meine Mutter hat wunderschöne Torten und Kuchen gebacken, ohne Rezepte, sie hatte alles im Kopf. Sie hat das für sich selbst und für unsere Nachbarn und Verwandten im Dorf getan. Als sie einmal krank war und einige Zeit im Krankenhaus verbringen musste, hat sie mich gebeten, Kuchen und Torten für das Fest des heiligen Patrons unserer Familie vorzubereiten. Vier große Torten, die ich gebacken habe, waren nicht genug für sie. "Wie kann eine Familie ohne Kuchen leben?" Und ich war damals wirklich nicht davon begeistert. Ich habe Torten gern vorbereitet, aber Kuchen und Plätzchen nicht. Unser Haus war am Festtag voll von Kuchen und Plätzchen. Obwohl sie aus dem Krankenhaus nur für das Wochenende gekommen ist, hat sie die ganze Nacht geknetet und gebacken. Als ich sie dazu gefragt habe, antwortete sie: "Wenn man etwas will, man tut das. Oh und du wirst Kuchen backen und sogar fragen, ob es noch etwas zu backen gibt". Das waren ihre letzten Worte im Ärger, die ich gehört habe.
Sie erinnert sich an diese Worte oft, wenn sie die Bestellungen vorbereitet. Sie begriff schnell, dass man sowohl in guten, als auch in schlechten Zeiten Torten und Kuchen braucht sowie jemanden, der so etwas vorbereiten kann.
- Für die Vorbereitung von Torten und Plätzchen braucht man nicht nur viel Zeit und Raum, sondern auch entsprechende Fähigkeiten und Talen. Oft ist es besser, so etwas Profis zu überlassen und Süßigkeiten zu bestellen. Man kann die ersparte Zeit für etwas anderes nutze: Schreiben, Lesen, Geld verdienen.
Der Konditoreibetrieb "Dessert" wurde 1990 gegründet. Zorica hat uns von Tiefen und Höhen ihres Unternehmens, aber auch von seinem großen Erfolg erzählt. Im ersten Jahr des zweiten Milleniums wurde ein Kaffeehaus und Konditorei im Zentrum von Čačak (Kuželjeva Straße Nr. 2) eröffnet, noch immer eine unausweichliche Adresse für alle Süßwarenfans.
Dragon-LadyDie Fleißigkeit, Ausdauer und unermässliche Kraft sowie der Willen zum Erfolg dieser Frau wurde vom Verband der Geschäftsfrauen Serbiens erkannt und 2010 mit dem entsprechenden Preis "Erfolgsblume für Dragon-Lady" ausgezeichnet. Sie wurde in diesem Jahr zu einer von 10 Botschafterinnen des Frauenunternehmertums gewählt und in der Europäischen Woche kleiner und mittlerer Unternehmen in Brüssel mit dem Preis "Start up" - unter Unternehmerinnen aus 37 Ländern - belohnt.
- Ich sehe diesen Preis als meine zweite Chance, genauso wie meinen zweiten Anfang 2007. Man hat meine Errungenschaften in den vergangenen 35 Jahren anerkannt, vor allem meine Arbeit als Mentorin in meiner Werkstatt. Meine Lehrlinge sind erfolgreiche Unternehmer heute, weil ich ihnen nicht nur notwendige Kenntnisse für die Ausübung dieser Tätigkeit gegeben, sondern sie auch zur Verselbstständigung ermutigt habe.
Die Wirtschaftskammer Kraljevo hat sie zum "Geschäftsfrau des Jahres 2009" gewählt. Die hohe Qualität der Torten und Kuchen aus ihrer Konditorei wurde bisher mehr als 30-mal offiziell bestätigt.
I.B.