Pekka Orpana, finnischer Botschafter in Serbien - Erstellt ihr euer eigenes Modell der regionalen Zusammenarbeit
(Pekka Orpana)
Nach Jahrhunderten der gegenseitigen Kriege, Allianzen und Rivalitäten entwickelten sich nordische Länder zu engen Mitarbeitern und zuverlässigen Nachbarn. Das Modell der Zusammenarbeit zwischen Ländern Nordeuropas, wie wir es heute kennen, entstand vor 50 Jahren aufgrund pragmatischer und sehr wichtiger Fragen wie Reisen ohne Pass und freier Arbeitsmarkt. Die Zusammenarbeit hat sich inzwischen weiter entwickelt und schließt heute alle Lebensbereiche ein. Hoch entwickelt ist die institutionelle Zusammenarbeit zwischen Regierungen und Parlamenten, aber noch viel wichtiger ist die Tatsache, dass diese Volkswirtschaften und Zivilegesellschaften sehr integriert und miteinander verbunden sind.
Zu Ehren der Freundschaft zwischen nordeuropäischen Völkern, die schon zwei Jahrhunderte dauert, feierten die Botschaften von vier nordischen Ländern: Dänemark, Finnland, Norwege und Schweden, gemeinsam mit dem Botschafter Islands für Serbien, den Nordischen Tag am 4. Juni 2014 in Belgrad.
Anlässlich dieses Feiertags veranstaltete das Wirtschaftsportal "eKapija" ein Interview mit Pekka Orpana, finnischem Botschafter in Serbien. Wir fragten Herrn Orpana, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Nachbarn ist, wie politisch und wirtschaftlich effizient und ob und wie sich dieses Model an ehemalige jugoslawische Republiken anwenden lässt.
eKapija: Man hat gesagt, dass Balkanländer kein anderes Modell für die Zusammenarbeit nachahmen, sondern das best mögliche für sie herausfinden. Was für ein Modell wäre am besten, ihrer Meinung Nach, für Länder auf dem Balkan?
- Es ist immer nützlich, sich mit Ergebnissen und Strukturen verschiendere Modelle der regionalen Zusammenarbeit in Evropa bekannt zu machen, aber man sollte keines von ihnen einfach nachahmen. Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig konkrete und pragmatische Sphären für die Zusammenarbeit finden, damit alle davon profitieren können. Später wäre es auch gut, zusätzliche institutionelle Strukturen für die Zusammenarbeit zu schaffen, aber dabei auch zu komplzierte und teuere vermeiden. Balkanländer wissen sicher am besten, welche Form der Zusammenarbeit am besten für sie ist.
eKapija: Jedes Land sollte im Rahmen der regionalen zusammenarbeit seinen eigenen Werten treu bleiben, und zugleich, mit anderen gemeinsame Werte finden. Welche gemeinsamen Werte sollten Balkanländer entwickeln?
- Jedes Balkanland ist entweder bereits EU-Mitglied oder Beitrittskandidat. Einige Länder, wie Serbien und Montenegro, haben große Fortschritte in Richtung des EU-Beitritts im Vergleich zu anderen gemacht. Aber alle sollten gleiche, wesentliche Werte der Europäischen Union teilen. Dazu gehören: Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Achtung der Menschenrechte. Ich sehe nicht, dass jemand eine andere Einstellung dazu hat, was die regionale Zusammenarbeit verhindern würde.
eKapija: Ist die Zusammenarbeit zwischen Balkanländern eine der Voraussetzungen für den EU-Beitritt oder ist sie wichtig auch unabhängig davon?
- Die Intensivierung der Zusammenarbeit und von bilateralen Beziehungen in der Region stellt einen wichtigen Teil des Beitrittsprozesses dar, aber die Zusammenarbeit ist sehr wichtig, auch abgesehen davon. Es ist möglich, dass Serbien und Montenegro der EU vor anderen Westbalkanländer beitreten. Die regionale Zusammenarbeit sollte aber nicht vernachlässigt werden, weil verschiedene Länder in verschiedenen Phasen des Beitrittsprozesses sind. Die Zusammenarbeit zwischen nordischen Ländern ist ein gutes Beispiel daführ, weil hier von fünf Ländern drei in und zwei außerhalb der Europäischen Union sind.
eKapija: Sie sind, also, der Meinung, dass die Tatsache, dass einige EU-Länder außerhalb der EU sind, die Realisierung der regionalen Zusammenarbeit nicht verhindern sollte?
- Diese Tatsache wird sicher die Zusammenarbeit beeinflussen, aber das nordische Modell ist sicher, wie ich gesagt habe, ein gutes Beispiel für die gute regionale Zusammenarbeit, sogar wenn nicht alle EU-Mitglieder sind.
eKapija: Das gegenseitige Vertrauen ist sehr wichtig für die regionale Zusammenarbeit zwischen Balkanländern, die die Interessen aller erfüllen sollte. Auf welche Weise kann ein Land seinen eigenen Interessen und Interessen der ganzen Region zugleich treu bleiben?
- Es ist richtig, dass jedes Land seine eigenen Interessen hat, manchmal nicht im Einkalng mit Interessen anderer Länder in der Region. Nationale Interesssen lassen sich manchmal viel effizienter durch regionale Zusammenarbeit verteidiger. Es ist am einfachsten die Zusammenarbeit in einem Raum zu starten, wo Interessen gleich sind. In späteren Phasen der regionalen zusammearbeit könnte ein Land große Fortschritte durch Anpassung seiner nationalen Interessen zugunsten der Zusammenarbeit machen, weil es davon mehr profitieren könnte. Die Europäische Union beruht darauf. Besonders riskant für kleine Länder ist die Isolation wegen der nationalen Interessen in der Welt der Globalisierung. Es ist sehr schwer, allein und wettbewerbsfähig zu sein.
eKapija: Wie ausländische Investoren, ihrer Meinung nach, diese Region sehen? Ihnen wäre sicher viel leichter, sich für Investitionen in dieser Region zu entscheiden, wenn sie den Balkan als einen einheitlichen Markt betrachten könnten?
- Innerhalb von nur einigen Monaten nach der Aufnahme der Beitrittsverhandlungen mit der EU registrierten wir eine Expansion der finnischen Investitionen in Serbien. Die Zeichen waren klar. Serbien wird immer mehr als interessanter Investitionsstandort erkannt. Für Investoren, die nach der internationalen Präszenz streben, ist das ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung.
eKapija: Welche Wirtschaftssektoren sind, Ihrer Meinung nach, am aussichtsreichsten für die Zusammenarbeit zwischen Balkanländer?
- Ich würde keinen aussondern, außer vielleicht die Lebensmittelindustrie und Unternehmen, die sich momentan auf den Balkanmarkt fokusieren.
eKapija: Würde das Modell der regionalen Zusammenarbeit auf dem Balkan verlangen, dass ein Land die führende Rolle übernimmt. Welches Land würde sich dafür eignen?
- Es wäre nicht angemessen, das führende Land zu wählen. Die regionale Zusammenarbeit ist nur zwischen gleichen Partnern finden. Das nordische Modell ist ein gutes Beispiel dafür. Alle fünf Länder fühlen sich gleichwertig und -berechtigt, unabhängig von ihrere Größe. Island hat den Vorsitz in diesem Jahr, Dänemark im nächsten.
Ivana Bezarević