Belgrad: Gibt es Unterkunft für durchschnittliche europäische Touristen, oder nur für Vermögende – "Hotelsterne“ ohne Gäste
Trotz der Nachfrage am Markt und der Tatsache, dass die Hauptstadt Serbiens gute Dreisternehotels benötigt, sind serbische Unternehmer vor allem an der Rekonstruktion und Errichtung von Vier- und Fünfsternehotels interessiert.
Belgrad bietet momentant mehr Betten in Vier- als in Dreisternehotels. Was ist zu erwarten, wenn in folgenden Jahren die neu gebauten oder rekonstruierten Fünfsternehotels wie "Metropol", "Intercontinental", "Kempinski", "Zira", "Hilton" und "Plaza" eröffnet werden? Ähnliche Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass man mit dem Rückgang der Unterkunftspreise und damit verbundener Verringerung der Dienstleistungsqualität rechnen.
- Ich bezweifle, dass alle diese Hotels genug Gäste anziehen können. Unter unseren Gästen dominieren Geschäftsleute, Messebesucher und durchschnittliche Touristen, die Dreisternehotels bevorzugen – meint Slobodan Vrzić, Berater für Hotelgewerbe.
- Viele Viersternehotels werden bald ihre Dienstleistungen zu Dreisterne-Preise bieten. Belgrad benötigt vielmehr Hotels mit dem "limitierten“ (Übernachtung mit Frühstück), anstatt mit dem „full service“ (drei Mahlzeiten, Restaurants, Boutiquen, Schwimmbad). Abendessen im Hotel?- interessant noch nur für Einheimische – Ausländische Gäste bevorzugen Restaurants und Kaffehäuser.
Dejan Veselinov aus der Touristischen Organisation Serbiens ist auch der Meinung, dass Belgrad neue Dreisternehotels braucht.
- Es gibt immer mehr Hotels in Belgrad, die gut gebucht sind. Neu, komortabel und modern ausgestattet können sie alle bestehenden Dreisternehotels parieren – sagt Veselinov.
In Budapest, das sich leicht mit Belgrad vergleichen lässt (gleiche Einwohneranzahl, die Donau, ähnliches touristisches Angebot) gibt es sowohl Drei- als Viersternehotels. Dreisternehotels sind immer besser gebucht. Die populärste Hotelkette in der Welt ist momentan „Holiday Inn Express“, die wochentlich drei neue Objekte eröffnet! Ist das unseren Investoren unbekannt?
- Sie wissen das, natürlich, sie sind Besserwisser – sagt Vrzić.
- Sie glauben aber, höheren Gewinn aus einem Viersternehotel schlagen zu können. Besser eine Buchungsrate von 30% zu einem Preis von 150 Euro als eine von 70% zum Preis von 60 Euro. Niemand nimmt dabei zur Kenntnis, dass ein Dreisternehotel mit 100 Zimmern 15 Mitarbeiter und eine Viersternehotel mit 400 Zimmern sogar 400 Mitarbeiter benötigt. Ich bezweifle außerdem unsere Kriterien für die Hotelklassifizierung.
Klassifizierungsregeln sind deutlich und streng, beziehen sich jedoch auf die Breite der Hotelgänge, Zimmergröße und Feuertreppen und nicht auf die Ausstattung und Qualität. Wir haben außerdem ein interessantes Phänomen in Belgrad registriert – neu gebaute Hotels außerhalb des Stadtzentrums, die nach Wunsch ihrerer Betreiber unklassifiziert bleiben.
- Jemand, dem man die Genehmigung zum Bau eines Hotels erteilt, sollte auch zur Klassifizierung des Objekts verpflichtet werden – meint Dragan Nikolić, Hotelmanager.
- Ich verstehe nicht, wie jemand die Klassifizierung des Hotels vermeiden kann. Der größte Schaden wird dadurch dem Staat zugefügt. Die Klassifizierung muss, meiner Meinung nach, präziser sein. Man muss mehr Rücksicht auf die Sauberheit, Textilienqualität und verwendete Reinigungsmittel als auf die Größe nehmen.