Eng geschnittener Anzug für "Prvi maj" - Hat "Mura" den Bekleidungshersteller aus Pirot gekauft oder geschenkt bekommen?
Die bekannte Praxis der regierenden Politiker, einfache Fragen mit den Mitteilungen zu beantworten, kommt keinesfalls überraschend, insbesondere für jene, die in der Medienbranche arbeiten. Es ist trotzdem schwer, manchen Mitteilungen gegenüber gleichgültig zu bleiben
Die Belgrader Presse berichtete vor kurzem vom Schicksal des Bekledungsherstellers "Prvi maj". Drei Fabrikhallen in Pirot wurden für 2,1 Mio. Euro an das englisch-slowenische Unternehmen "AHA Mura" verkauft. Der neue Inhaber verpflichtete sich zu Investitionen im Gesamtwert von 11 Mio. Euro sowie zur Beschäftigung von 1.328 Arbeitern, und der Staat zu Subventionen von 5.000 Euro für jeden neuen Arbeitsplatz. Für neue Arbeitsplätze?
Inhaber des Modehauses "Modus" und Vizepräsident der Assoziation kleiner und mittlerer Unternehmen, Milan Knezevic, beschäftigt sich in einem offenen Brief mit der interessanten Mathematik des serbischen Staats.
Während man den Kaufvertrag für drei Fabrikhallen in Pirot unterzeichnete, arbeiteten 1.350 von insgesamt 1.500 Angestellten des Unternehmens "Prvi maj". Mojca Lukancic, Miteigentümerin von "AHA Mura" gab bekannt, bis Ende des Jahres 1.100 Textilarbeiter zu beschäftigen und freie Stellen zunächst Angestellten von "Priv maj" zu bieten. Das bedeutet, dass der Staat insgesamt 6,75 Mio. Euro für bestehende Arbeitsplätze bereitgestellt hat. Wenn der Käufer 2,1 Mio. Euro für drei Hallen zahlt, bleibt ihm das "Wechselgeld" von fast 4,65 Mio. Euro übrig.
Im Land, das für die enorme "Geschiklichkeit" bei der Privatisierung des gesellschaftlichen Eigentums bereits in Brüssel bekannt ist, kommen unterschiedliche Erklärungen für diese merkwürdige Geschichte infrage. Es könnte sein, dass der Staat "Prvi maj" gekauft und es dem Unternehmen "Mura" geschenkt hätte, oder dass der Staat den Bekleidungshersteller aus Pirot gekauft und ihn "Mura" mit gutem Grund geschenkt hätte. Die Möglichkeit, dass hier etwas nicht stimmt, sollte aber auch nicht ausgeschlossen sein.
Auf diese einfache Frage des Journalisten kam eine ungewöhnliche Mitteilung als
Antwort.
- "AHA Mura" war der einzige Bieter und kaufte einen Teil der Produktionsanlage für
2,1 Mio. Euro. Das Unternehmen hat sich zur Beschäftigung von 1.328 Mitarbeitern
verpflichtet. Mitarbeiter von "Prvi maj" Pirot haben absoluten Vorrang bei der
Beschäftigung neuer Arbeitskräfte. "AHA Mura" plant Investitionen im Gesamtwert von
11 Mio. Euro in Pirot. Der Betrag umfängt den Erwerb eines Teiles des unbeweglichen
Vermögens von "Prvi maj", Rekonstruktion der bestehenden Fabrikhallen und
Infrastruktur und Beschaffung der neuen Ausstattung - teilte das Ministerium mit.
Der Käufer muss, außerdem, eine erstklassige Bankgarantie zustellen, um staatliche
Zuschüsse zu beziehen.
Es ist kein Geheimnis, dass "AHA Mura" das einzige Angebot im Wert von 2,1 Mio. Euro
eingereicht und sich zur Beschäftigung von 1.328 Mitarbeitern verpflichtet hat,
sowie dass man fast 11 Mio. Euro in die Produktionsstätte in Pirot investieren will.
Das war nicht die Frage. Die umstrittene Tatsache wurde nicht geklärt.
Die Ereignisse sollten aber nicht einseitig betrachtet werden. Jedem, der Schaufenster von "Prvi maj" in den vergangenen Jahren gesehen hat, ist klar, dass Jacken und Röcke aus der Zeit der Sozialismus und das Design, für das niemand mit Sicherheit sagen kann, wann es in Mode war, keine Chance am modernen Markt haben. Dem Unternehmen ist bisher gelungen, die harten Zeiten durch Zusammenarbeit mit ausländischen Auftraggebern zu überleben. Die Zahlen lügen nicht. Die Verluste häufen sich an. Manche behaupten, dass der Staat "Prvi maj" gekauft und geschenkt hat, um das Unternehmen vor der Pleite und Arbeiter vor der Kündigung zu retten.
Wie sieht die Situation in "Mura" aus?
Wir möchten auch wissen, wie erfolgreich ist "Mura" seit dem Besitzerwechsel. Der slowenische Bekleidungshersteller gehört seit 2011 der "AHA Gruppe", deren Inhaber Mojca Lukancic und ihr Ehemann Nigel Buxton sind. "AHA Moda" hat das Vermögen des Pleite gegangenen Unternehmens "Mura" im August 2011 gekauft. Die slowenische Regierung stellte ihnen 5,815 Mio. Euro für die Revitalisierung der Modemarke "Mura" bereit.
"AHA Moda" hat 2011 Nettoverluste von fast 328.000 Euro verbucht, zeigen Finanzberichte, die "eKapija" von der Beratungsfirma "Coface Slovenija" bekam.
Das Unternehmen hat 2011 einen Umsatz von 2.652.968 Euro gemacht. Das Anlagevermögen wurde um 17.972.062 erhöht udn beteiligt sich mit 83,49% des Gesamtvermögens des Unternehmens. Die Anzahl der Mitarbeiter wurde 2012 von 720 auf 920 erhöht.
Die "AHA Gruppe" hat wie viele andere Unternehmen Probleme mit der unregelmässigen Zahlungen. Man kann mit Liquiditätsindikatoren nicht zufrieden sein. Die Verschuldung bzw. das Verhältnis zwischen dem Eigenkapital und langfristigen Verpflichtungen des Unternehmens gibt Anlass zur ernsthafter Sorge. Das Unternehemn hat ein großes Kreditrisiko. Man hat 2011 einen Gewinn von 138.108 Euro erziehl und einen Umsatz von 1.174.075 Euro gemacht.
Milica Stevuljević