Stephen B. Young, "Caux Round Table" - Unmoralischer Kapitalismus Auslöser des US-amerikanischen wirtschaftlichen Zusammenbruchs

Quelle: eKapija Mittwoch, 17.12.2008. 11:59
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Podeli

(Stephen B. Young)

Nach jeder großen Wirtschaftskrise kommt eine Periode der Erholung und ökonomischen Prosperität. Die Wiederbelebung der globalen Wirtschaft beginnt im Moment der größten Verluste. Die USA sollen das Ende dieser Kurve Mitte 2009 erreichen. Die Regierung von Barack Obama soll in der kommenden Zeit zwischen 500 und 700 Mio. US-Dollar in den Markt hineinpumpen, um den Verbrauch zu fördern. Die staatliche Hilfe soll den Wert von fast 7.000 Mrd. US-Dollar erreichen, was eine Hälfte des US-amerikanischen Bruttosozialprodukts ausmacht.

Durch die größte staatliche Intervention seit 1929 nähert sich der Staat, der auf der Freimarkt-Ideologie beruht, dem Sozialismus, in dem der Staat die größten Unternehmen unterstützt. Jene, die auf dem Vertrauen zwischen Menschen als Garantie des geschäftlichen Erfolgs bestehen, erlitten eine Niederlage, nach dem die Krise der Hypothekarkreidte die stärksten Geldinstituten in der Welt zum Sturz geführt hat, behauptet Professor Stephen B. Young, Exekutivdirektor von "Caux Round Table", eines internationalen Netzwerks engagierter Wirtschaftsführer, die sich für einen moralischen Kapitalismus einsetzen, am Anfang seines Interviews für "eKapija".

- Wall Street ist tot. Getötet von gut bezahlten und erfahrenen Experten, die, besessen vom Geldgier, die Folgen der Gewährung unzähliger Hypothekarkredite vertrauensunwürdigen Kreditneher bewußt übersehen haben. Genauso wie jemand, der ein Haus ohne Zement und nur mit Ziegeln bauen würde. Er könnte einige Stockwerke auf diese Weise errichten lassen, aber nicht einen Wolkenkrätzer, weil dieser auf ihn stürzen würde. Und das geschieht momentan mit der US-amerikanischen Wirtschaft.

eKapija: Fast 75% der Amerikaner glauben, dass Geldgier und Mangel an Vertrauen zwischen Managern die Hauptursachen der aktuellen Finanzkrise sind. Können Sie uns dieses Verhältnis erklären?

- Im US-amerikanischen und globalen Finanzwesen gab es nicht immer gute, positive Anstöße. Menschen haben zu oft nur nach der Erfüllung ihrer eigenen Wünschen gestrebt. Jemand, der nur aus reinem Eigennutz handelt, denkt nicht an die Zukunft und nimmt keine Rücksicht auf die Ansprüche anderer oder Folgen, die solches Benehmen haben kann. Wie beim Verkauf von gebrauchten Wagen. Als Verkäufer will ich das Auto verkaufen, abgesehen davon ob es in Ordnung ist. Das gleiche geschieht mit Hypothekarkrediten, die zum Enstehen der Krise geführt haben. Man hat Geld gegen das Versprechen aufgenommen, das Darlehen und fällige Zinsen in der Zukunft zurückzuzahlen. Hypothekarkredite sind Finanzinstrumenet wie andere. Sie haben sich am Anfang als gut erwiesen, weil sie ausschließlich kreditwürdigen Kunden gewährt worden waren. Das gilt für Jahre 2000, 2001 und 2002.

eKapija: Wann und warum hat sich der Hypothekarkredit in "verdorbene Ware" verwandelt?

- Das geschah, weil beide Seiten, Kreditgeber und -nehmer, vom Geldgier besessen waren. Die steigende Tendenz der Immobilienpreise verführte viele zum Kauf, oft ungeachtet ihrer eigentlichen Kaufkraft und der realen Immobilienwerte. Kredite wurden, andererseits, fast jedem gewährt, sowohl Kunden mit einer schlechten Kreditgeschichte als auch jenen, die Angaben verfälscht haben. Mir ist der Fall eines Taxifahrers aus Santa Monica bekannt, dem die Bank ein Darlehen im Wert von 1 Mio. US-Dollar gewährt hat, aufgrund des angemeldeten jährlichen Einkommens von 100.000 US-Dollar. Unglaublich, weil Taxifahrer von solchem Einkommen nur träumen können. Das einzige Kriterium der Kreditgeber war ihr eigenes Interesse und Gewinn auf einem bestimten Kredit.

Die Bank gewährte das Geld gegen das Versprechen, dass die Summe eines Tages zurückgezahlt wird. Der Kreditvertrag wurde demnächst an andere bzw. an das nächste Glied in dieser Vertrauenskette verkauft.

eKapija: Wie hat sich diese Handelskette entwickelt?

- Am Anfang war es eine Bank oder ähnliches Kreidtinstitut, die Immobilienkredite gewährt hat. Seit Anfang der 2000er Jahre hatten die Banken hier aggressiv expandiert und die vergebenen Kredite dann in Form neuer Finanzinstrumente wie MBS (mortagage backed security – 100 oder 1.00 Hypothekarkredite an dritte Personen weiterverkauft. Wir nennen diesen Prozess Provisionsverbriefung. Der nächste Schritt war der Verkauf dieses Finanzprodukts am sekundären Darlehenmarkt. Der "neue Inhaber" hat das verkaufte Produkt unter dem Namen CDO (Collateralized Debt Obligation) weiterverkauft. Solche Erzeugnisse lassen sich nach dem Risiko und Fälligkeitstermin einordnen. Je höher das Risiko, deste teuerer die CDO. Alle Derivate wurden mit überschätzten Immobilien gesichert. Das Risiko der Immobilienkredite hat sich über diese sofistizierten Erzeugnisse verbreitet. Jene, die des Risikos bewußt waren, versuchten ihre Investition durch den Erwerb von Credit Default Swaps zu sichern. Die Versicherungsgesellschaften wie AIG haben die Versicherung verkauft und rechneten gleichzeitig, dass sie die Forderungen nie zurückzahlen müssen, weil sie den Gewinn wieder investiert haben.

eKapija: Wie hat man die Lawine ausgelöst?

Die Kreditnehmer von schlechter Bonität und der Angst waren Ausgangspunkt der Krise 2007. Es wurde auf einmal klar, dass die versprochene Rückzahlung der Schulden unmöglich ist. Man konnte den wahren Wert der Portfolios nicht feststellen. Die Banken, die Hypothekarkredite gewährt haben, registrierten immer mehr unbezahlten Forderungen, weil Kreditnehmer zahlungsunfähig waren. Sie haben gleichzeitig die gekauften Immobilien zurückgegeben. Das geschieht mit der "City bank". "Lehman Brothers" wurde gelöscht, weil seine Forderungen unterfült geblieben sind. Man hat Vertrauen an Institutionen verloren. Die Banken brauchten Geld, weshalb sie den einzigen Ausweg in der neuen Verschuldung gesehen haben. Die Versicherungsgesellschaften, die mit einer solchen Lawine nicht gerechnet haben, sind auch in die Krise geraten. Niemand hat darüber nachgedacht, dass Verluste am Ende der inzwischen erzielten Gewinne weitaus übersteigen könnten. "Morgan Stanley" und "Merril Lynch" erzielten Gewinne im Gesamtwert von 700 Mio. US-Dollar, ihre Verluste haben aber diese Summe weitaus überstiegen.

eKapija: Die US-amerikanische Regierung hat inzwischen interveniert. Glauben Sie, dass die Regierung den weiteren Verfall der Wirtschaft verhindern kann?

Ich glaube, dass so etwas möglich ist. Ihr wird wahrscheinlich nicht gelingen, die Wirtschaftskrise zu stoppen - sie ist nämlich bereits da – durch verschiedene Maßnahmen lässt sich die Rezession verhindern. Die neue Regierung wird zwischen 500 und 700 Mrd. US-Dollar in den Markt hineinpumpen, um den Verbrauch zu fördern. Immer wenn die Wirtschaft den Tiefpunkt erreicht, erlebt sich erneut einen Aufschwung, Es ist aber schwer in Voraus zu erkennen, wann dieser Tiefpunkt kommen wird. Die meisten rechnen mit der Mitte des nächsten Jahres in den USA, wenn die Verluste den Höhepunkt erreichen. Das System wird aber viel mehr Zeit brauchen, um das erschütterte Vertrauen der Bürger wieder zu gewinnen.

eKapija: Nach der Explosion der Immobilienpreise erlebte Japan einen Zusammenbruch und geriet demnächst in die Rezession, die mehr als ein Jahrzehnt gedauert hat. Müssen die USA mit so etwas rechnen?

- Ich glaube daran nicht, obwohl viele so etwas befürchten. Die amerikanische Presse schreibt oft darüber. Die japanische Wirtschaft wird von einer, hier oft übersehenen Eigenschaft gekennzeichnet – Kultur. Japaner haben eine spezifische Wirtschaftskultur, die auf einer unglaublichen Solidarität zwischen Menschen und ihrer Verbundenheit mit ihrem Unternehmen beruht. Man konnte in den Neunzigerjahren den Bankrot nicht anmelden und seine Mitarbeiter einfach nach Hause senden. Ihre Unternehmen haben enorme Verluste verbucht, haben aber gleichzeitig keinen Mitarbeiter entlassen. Unternehmen benehmen sich wie große Stämme und sie haben zum Beispiel den Mitsubishi-Stamm, dessen Angehörige fest verbunden sind. Die Krise in Japan war deshalb etws Besonderes, weil man über keinen gesetzlichen Ausweg verfügt hat. Die USA und andere Länder weltweit benehmen sich ander, weshalb wir jeden Tag von neuen Kündigungen lesen. Das Vermögen des Pleite gegangenen Unternehmens wird einfach verkauft. Die Krisen in solchen Staaten werden sich andersartig entwickeln. Viel härter, aber auch viel schneller.

eKapija: Od koga bi valjalo učiti na putu razvoja?

- Generalno, treba se držati standarda koje je razvila Međunarodna finansijska zajednica. Treba slušati preporuke ljudi iz Međunarodnog monetarnog fonda, Svetske banke, Banke za međunarodno poravnjanje. Ono što je takođe izuzetno značajno je dostupnost informacija koje morate obezbediti potencijalnim stranim investitorima, ali i ostalim učesnicima na tržištu. Ukoliko subjekti vladaju infomacijama znaće i gde je rizik i smanjićete moguće negativne posledice određenih transakcija. Tada se postupa pametnije, i samim tim ne ulaze u sumnjive poslove sa visokim stepenom rizika. To je dobro tlo za rađanje moralnog kapitalizma.

eKapija: Wer kann uns als Vorbild dienen?

- Man soll, prinzipiell, die Normen der internationalen finanziellen Gemeinsachft einhalten, sowie Empfehlungen des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank u.Ä. befolgen. Sehr wichtig ist der Zugang zu Informationen, den sie potenziellen ausländischen Partnern und anderen Marktteilnehmern ermöglichen sollen. Jemand, der Einsicht in das Risiko hat, kann mögliche negative Auswirkungen der Transaktionen redizieren. Man benimmt sich beträchtlich vorsichtiger und vermeidet zweifelhafte und zu riskante Geschäfte. Es handelt sich um eine gute Grundlage für die Entwicklung eines moralischen Kapitalismus.

T.S.

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